„Zum Glauben und zur Hoffnung gestimmt“
Felix Mendelssohn Bartholdys „Paulus“
Bei diesem Oratorium betrachte man „die tiefreligiöse Gesinnung, die sich überall ausspricht, all das Musikalisch-Meisterlich-Getroffene, diesen edlen Gesang durchgängig, diese Vermählung des Wortes mit dem Ton, die Anmut, die über das Ganze wie hingehaucht ist, diese Frische, dieses unauslöschliche Kolorit in der Instrumentation, des vollkommen ausgebildeten Stiles, des meisterlichen Spielens mit allen Formen der Setzkunst …“
Robert Schumann in der Neuen Zeitschrift für Musik (1837)
Nicht nur Robert Schumann war begeistert von Mendelssohns „Paulus“-Oratorium. Er nannte es ein „Juwel der Gegenwart“, durch dessen Erleben die Hörer „zum Glauben und zur Hoffnung gestimmt werden“. Bereits die Düsseldorfer Uraufführung unter Leitung des Komponisten beim 18. Niederrheinischen Musikfest an Pfingsten 1836 fand einem Zeitungsbericht zufolge den „lebhaftesten Beifall sowohl der Zuhörer als der Mitwirkenden“. Der 27-jährige Mendelssohn war damals bereits ein etablierter Komponist und Leipziger Gewandhauskapellmeister. Und doch hat erst der „Paulus“ ihn „an die Spitze des deutschen Musiklebens katapultiert“ (Larry Todd). Es folgte ein internationaler Siegeszug des Werkes: Die englische Fassung erklang noch im Jahr der deutschen Uraufführung, nun in Liverpool. Und schon nach 18 Monaten waren 50 Aufführungen des zweiteiligen biblischen Oratoriums zu verzeichnen, u. a. in Dänemark, Polen, Russland und der Schweiz, ja sogar in den USA. Mendelssohns „Paulus“ hat sich rasch als ein geistliches Werk für „Soli, Chor und Orchester“ etabliert, das heißt als Beitrag zur musikalischen Bibelauslegung – der Untertitel heißt „Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift – und als Lieblingswerk für große bürgerliche Chorvereinigungen.
Imposant ist denn auch die Besetzungsliste der ersten Aufführungen. Beim ersten Erklingen zählte das Orchester 172 Mitglieder und der Chor 356 Sängerinnen und Sänger: 106 Soprane, 60 Altistinnen, 90 Tenöre und 108 Bässe. Zu den Frauenstimmen gesellte sich im Alt auch Fanny Hensel, die musikalisch hochbegabte Schwester des Komponisten. „Paulus“ ist überdies ein „work in progress“, denn Mendelssohn hat Partitur und Stimmen für die erste Aufführung in großer Eile fertiggestellt und dabei immer wieder Sätze ausgetauscht, ganz gestrichen oder revidiert. Zu abschließenden Umarbeitungen mit dem Ergebnis der heutigen „Fassung letzer Hand“ kam es dann noch im Anschluss an die Uraufführung. Insgesamt ist die „Paulus“-Phase eine Etappe im Leben des Komponisten, die von beruflichem Erfolg und – durch die wachsende Bekanntschaft und Verliebtheit in seine spätere Gattin Cécile Jeanrenaud – von privatem Glück geprägt war.
Der „Paulus“ hat eine lange Vorgeschichte. Früheste Inspirationen empfing bereits der 21-jährige junge Komponist, der kurz zuvor die legendäre Wiederaufführung von Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion geleitet hatte, auf einer Italienreise…
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