Leonard Bernstein: „MASS. A Theatre Piece for Singers, Players and Dancers“ 1971
Blasphemie oder Mysterienspiel?
Leonard Bernstein (1918–1990) zählt zu den schillernden Musikern im 20. Jahrhundert. Der Amerikaner mit jüdisch-russischen Wurzeln war nicht nur Dirigent, Pianist und Komponist. Auch die Musikvermittlung lag ihm am Herzen. Seine Tonsprache orientiert sich an der Tradition von Dur und Moll, verschmäht aber keineswegs die Einflüsse von Jazz und Popularmusik. Das Ende der Tonalität hat er ebenso vehement bestritten wie den Tod Gottes.
Doch nicht nur musikalisch war er ein Multitalent. Auch religiös spielt Bernstein geradezu virtuos mit Optionen zwischen Christentum, Glaubenskrise und Humanismus. Sein geistliches Hauptwerk, die abendfüllende „Messe für Sänger, Spieler und Tänzer“, entstand 1971 im Auftrag von Jacqueline Kennedy. Obwohl es keine liturgisch aufführbare Messe im Sinne des Ordinarium Missae ist, sondern eine musicalartige Inszenierung des Messablaufs einschließlich Lesungen, Credo mitsamt „Non Credo“ ist, sieht der Komponist darin „ein tief religiöses Werk“ , ja sogar die Summe seines Komponierens: „I feel it’s a work I’ve been writing all my life.“
Die umjubelte Uraufführung zur Eröffnung des John F. Kennedy Centre for the Performing Arts in Washington war am 8. September 1971. Zwei Jahre darauf folgte die europäische Erstauffühung in Wien. Obwohl es einige CD-Einspielungen – unter Leitung von Leonard Bernstein, Kent Nagano, Kristjan Järvi, Yannick Nézet-Séguin – gibt, steht das opulente Werk eher selten auf Konzert- oder Musiktheaterprogrammen. Das aber scheint sich im Jahr des 100. Geburtstags von Bernstein zu ändern.
Auch Kritik blieb nicht aus. Clytus Gottwald spricht von einer gigantischen Show mit einem Loch in der Mitte...
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