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Klänge zwischen Ostern und Pfingsten

Auferstehung als Thema in der Musik von J. S. Bach


Die drei heute erklingenden Werke Bachs umfassen im Rhythmus des Kirchenjahres den wichtigsten Zeitraum, nämlich die Wochen von Ostern über Christi Himmelfahrt bis Pfingsten. Diese drei Feste hängen eng miteinander zusammen, denn sowohl Christi Himmelfahrt (40 Tage nach Ostern) als auch das Pfingstfest (50 Tage nach Ostern) entfalten – fast wie musikalische „Variationen“ – die österliche Auferstehungsbotschaft im Sinne ihrer geistlichen Vertiefung. Bachs Musik kommentiert dies mit hoher Kreativität, wenngleich er in seiner Musik zum Kirchenjahr durch die Betonung der Passionen am Karfreitags – mitbedingt durch Martin Luthers „Theologia crucis“ – einen zusätzlichen gewichtigen Akzent setzt, der gleichsam als Pendant zu Ostern wirkt. An Christi Himmelfahrt geht es um die Erhöhung Jesu und um den damit verbundenen endgültigen Abschied von seinen Jüngern. Pfingsten schließlich ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes, womit sich die österliche Verheißung Jesu erfüllt: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14).
Ebendieses „Erinnern“ ist die verkündigende Absicht Bachscher Kantaten und Oratorien. In Wort und Ton wollen sie geistlich in die Themen des Glaubens einführen. Dazu nutzt Bach alle Mittel der Kompositionskunst und lässt sich sowohl von der Liturgie inspirieren als auch von der Oper. Das wird an den drei heute erklingenden Werken besonders deutlich, zumal sie drei berufliche Situationen des Komponisten markieren. Am ältesten ist die Pfingstkantate „Erschallet, ihr Lieder!“. Als eine Blüte des „Weimarer Kantatenfrühlings“ entstand sie im Jahr 1714. Genau zehn Jahre später – Bach ist inzwischen Leipziger Thomaskantor und städtischer Musikdirektor – entsteht 1724 im Rahmen des ersten Leipziger Kantatenjahrgangs die Himmelfahrtskantate „Wer da gläubet und getauft wird“. Und wieder etwa zehn Jahre später (um 1735) erhält die Osterkantate „Kommt, gehet und eilet“ aus dem Jahr 1725, die ihrerseits auf die weltliche „Schäferkantate“ zurückgeht, ihre endgültige Gestalt mitsamt dem Untertitel „Oratorium“. Wenden wir uns den drei Werken nun in der Reihenfolge des Kirchenjahres zu, in dem sie ja ihren liturgischen „Sitz im Leben“ hatten.
Das Osteroratorium mit der Überschrift „Kommt, eilet und laufet“ ist insofern singulär in Bachs Gesamtschaffen, als er hier die durch die Gattung Oratorium bedingte Vorgabe „verteilter Rollen“ in Wort und Ton konsequent einhält. So agieren singend vier Personen aus dem Kreis der Jüngerinnen und Jünger Jesu: Maria Magdalena und Maria Jacobi sowie Johannes und Petrus. Damals mag dies als ein moderner Zug empfunden worden sein: einerseits vertraut durch die dramatischen Rollen der Passionsmusik, zugleich aber davon unterschieden, weil es sich hier ja nicht um die direkte Rede einzelner Personen im biblischen Wortlaut handelt, sondern um eine sozusagen nachträgliche Dramatisierung und poetische Ausschmückung des biblischen Osterberichtes einschließlich traditioneller Aspekte wie „Osterlauf“ und „Osterlachen“. Nur nebenbei sei erwähnt, dass Bach dieses „oratorische Experiment“ offenbar nur in dieser Ostermusik gewagt hat, nicht jedoch in der Passionsmusik, wo es durch die Passionsoratorien seiner Zeitgenossen am ehesten zu erwarten gewesen wäre, und auch nicht in den Oratorien zum Fest Christi Himmelfahrt und zu Weihnachten.
Besonders deutlich werden im Osteroratorium zwei „Inspirationsquellen“ Bachscher Kirchenmusik, nämlich die konzertante Instrumentalmusik sowie die weltlich-opernhafte Kantatenmusik. Mit einem vielleicht aus Bachs Köthener Zeit stammenden repräsentativen Instrumentalsatz („Sinfonia“) nach dem Muster des italienischen Concertos setzt das Werk ein. Auf ein langsam-expressives „Adagio“ mit der Oboe als Soloinstrument folgt dann der Eingangschor, dem man sich durchaus – noch untextiert – als Schlusssatz des ursprünglich dreisätzigen Konzertes vorstellen kann, das Bach vielleicht in diese Ostermusik integriert hat.
Schon immer bewundert wird Bachs Kunst, ein und dieselbe Musik durch das sogenannte „Parodieverfahren“ zunächst in Verbindung...


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